Man hat in Deutschland gar keinen Begriff von der ungeheuren Ambition, die in der Seele eines Pariser Künstlers lebt. Ich habe kein Wort, bloß einen Blick für die, welche in Gegenwart des Manfred das Wort Faust auszusprechen wagen. Köselitz an Overbeck, 27. Pathos der Distanz • Nietzsches writings and letters speak best for themselves. Bejahung • Warum ich so klug bin. Wie man wird, was man ist ist eine autobiographische Schrift des Philosophen Friedrich Nietzsche. In vino veritas: es scheint, daß ich auch hier wieder über den Begriff »Wahrheit« mit aller Welt uneins bin – bei mir schwebt der Geist über dem Wasser... Ein paar Fingerzeige noch aus meiner Moral. Der Gelehrte, der im Grunde nur noch Bücher »wälzt« – der Philologe mit mäßigem Ansatz des Tags ungefähr 200 – verliert zuletzt ganz und gar das Vermögen, von sich aus zu denken. Gott ist tot • In den folgenden zwei Monaten nahm Nietzsche aber umfangreiche Ergänzungen und Änderungen vor; er arbeitete bis zu seinem Zusammenbruch Anfang Januar 1889 an der Schrift. Genealogie der Moral. Hymnus an das Leben • – Eine ausgezeichnete Studie von Victor Brochard, les Sceptiques Grecs, in der auch meine Laertiana gut benutzt sind. Es fehlte jede feinere Selbstigkeit, jede Obhut eines gebieterischen Instinkts, es war ein Sich-gleich-Setzen mit irgendwem, eine »Selbstlosigkeit«, ein Vergessen seiner Distanz – etwas, das ich mir nie verzeihe. Produktinformationen zu „Warum ich so klug bin (ePub) “ Friedrich Nietzsche gilt heute als einer der wichtigsten Zeugen der Suche des modernen Menschen nach einem neuen Selbstverständnis. Aber das holt man nicht nach. Teil : „Warum ich so klug bin“ 2.2.3 „Warum ich so gute Bücher schreibe“ 2.2.4. Etwas »wollen«, nach etwas »streben«, einen »Zweck«, einen »Wunsch« im Auge haben – das kenne ich alles nicht aus Erfahrung. – –. – Ich kenne den Atheismus durchaus nicht als Ergebnis, noch weniger als Ereignis: er versteht sich bei mir aus Instinkt. In Ecce homo gibt Nietzsche rückblickend Deutungen seiner philosophischen Schriften und präsentiert sich selbst und seine Erkenntnisse als schicksalhafte Ereignisse von weltbewegender Größe. Aus gleichem Grunde sind jene langwierigen Mahlzeiten zu widerraten, die ich unterbrochne Opferfeste nenne, die an der table d'hôte. Er besaß jene angenehme Verdorbenheit, die uns Thüringer auszeichnet und mit der sogar ein Deutscher sympathisch wird – wir ziehn selbst, um zur Wahrheit zu gelangen, noch die Schleichwege vor. – Alkoholika sind mir nachteilig; ein Glas Wein oder Bier des Tags reicht vollkommen aus, mir aus dem Leben ein »Jammertal« zu machen – in München leben meine Antipoden. – Wir, die wir in der Sumpfluft der Fünfziger Jahre Kinder gewesen sind, sind mit Notwendigkeit Pessimisten für den Begriff »deutsch«; wir können gar nichts andres sein als Revolutionäre – wir werden keinen Zustand der Dinge zugeben, wo der Mucker obenauf ist. Und, daß ich es bekenne: ich bin dessen instinktiv sicher und gewiß, daß Lord Bacon der Urheber, der Selbsttierquäler dieser unheimlichsten Art Literatur ist: was geht mich das erbarmungswürdige Geschwätz amerikanischer Wirr- und Flachköpfe an? Es ist mir gänzlich entgangen, inwiefern ich »sündhaft« sein sollte. Das tempo des Stoffwechsels steht in einem genauen Verhältnis zur Beweglichkeit oder Lahmheit der Füße des Geistes; der »Geist« selbst ist ja nur eine Art dieses Stoffwechsels. Sehr viel wichtiger seien die scheinbar kleinen Dinge: die Frage nach der richtigen Ernährung, der richtigen Wahl des Ortes, des Klimas, Art der Erholung, Fragen des persönlichen Geschmacks in Literatur und Musik – hier schaltet Nietzsche einige kulturkritische Bonmots ein – und schließlich geeignete Mittel der „Selbstsucht und Selbstzucht“. Man kann sie sich, zum Handgebrauch, so formulieren: »wie hast gerade du dich zu ernähren, um zu deinem Maximum von Kraft, von virtù im Renaissance-Stile, von moralinfreier Tugend zu kommen?« – Meine Erfahrungen sind hier so schlimm als möglich; ich bin erstaunt, diese Frage so spät gehört, aus diesen Erfahrungen so spät »Vernunft« gelernt zu haben. Januar 2021 um 13:00 Uhr bearbeitet. Rangordnung der Vermögen; Distanz; die Kunst zu trennen, ohne zu verfeinden; nichts vermischen, nichts »versöhnen«; eine ungeheure Vielheit, die trotzdem das Gegenstück des Chaos ist – dies war die Vorbedingung, die lange geheime Arbeit und Künstlerschaft meines Instinkts. Aus den Folgen dieses »Idealismus« erkläre ich mir alle Fehlgriffe, alle großen Instinkt-Abirrungen und »Bescheidenheiten« abseits der Aufgabe meines Lebens, zum Beispiel, daß ich Philologe wurde – warum zum mindesten nicht Arzt oder sonst irgend etwas Augen-Aufschließendes? Mir fehlt lediglich noch ein Kapitel "Warum ich so bescheiden bin"… 77 Aufrufe 6 positiv Bewertende anzeigen Letzter Mensch • ), wohin Wagner gehört, in wem er seine Nächstverwandten hat: es ist die französische Spät-Romantik, jene hochfliegende und doch emporreißende Art von Künstlern wie Delacroix, wie Berlioz, mit einem fond von Krankheit, von Unheilbarkeit im Wesen, lauter Fanatiker des Ausdrucks, Virtuosen durch und durch... Wer war der erste intelligente Anhänger Wagners überhaupt? Friedrich Nietzsche gibt die Antwort: "Warum ich einiges mehr weiß? Ecce homo • Oktober 1888, eine Autobiographie zu schreiben. Eine genaue Genese des Textes hat Mazzino Montinari vorgelegt.[4]. Warum ich so klug bin Friedrich Nietzsche gilt heute als einer der wichtigsten Zeugen derSuche des modernen Menschen nach einem neuen Selbstverständnis.Trotz seiner kraftvollen Sprache, seines polemischscharfen,aphoristischen Stils und seiner glänzenden k - Warum ich so klug bin, 6. Zur Genealogie der Moral • –, Alles erwogen, hätte ich meine Jugend nicht ausgehalten ohne Wagnersche Musik. Alles, was bisher „Wahrheit“ hiess, ist als die schädlichste, tückischste, unterirdischste Form der Lüge erkannt; der heilige Vorwand, die Menschheit zu „verbessern“ als die List, das Leben selbst auszusaugen, blutarm zu machen.“. Die wenigen bisher erschienenen Besprechungen seiner Schriften (namentlich von Joseph Victor Widmann und Carl Spitteler) seien ganz verfehlt. Man muß dem Zufall, dem Reiz von außen her so viel als möglich aus dem Wege gehn; eine Art Selbst-Vermauerung gehört zu den ersten Instinkt-Klugheiten der geistigen Schwangerschaft. In tief arbeitsamen Zeiten sieht man keine Bücher bei mir: ich würde mich hüten, jemanden in meiner Nähe reden oder gar denken zu lassen. Zwei weitere, kurze Abschnitte mit den Titeln Kriegserklärung und Der Hammer redet ließ Nietzsche nach Auffassung der heutigen Forschung kurz vor dem offenen Ausbruch seines Wahnsinns aus dem Manuskript nehmen. Der Untertitel „Wie man wird, was man ist“ geht auf den Satz Pindars „Werde, der du bist“ (aus den Pythischen Oden) zurück, den Nietzsche schon in früheren Werken zitiert hatte. hat laut Bibel Pontius Pilatus über Jesus Christus gesagt. Den Titel Ecce homo hatte er auch schon einem kleinen Gedicht in der fröhlichen Wissenschaft gegeben. Warum ich ein Schicksal bin. Das Pathos der Attitüde gehört nicht zur Größe; wer Attitüden überhaupt nötig hat, ist falsch... Vorsicht vor allen pittoresken Menschen! Der Fall Wagner • Es ist nicht vollständig überliefert und in seiner heute anerkannten Form erst seit den 1970ern bekannt. Der Wille zur Macht • Denn ich war verurteilt zu Deutschen. Warum ich so gute Bücher schreibe 1 Das eine bin ich, das andre sind meine Schriften. on Discogs. Wie man wird, was man ist In Nietzsches Briefen aus dieser Zeit lassen sich stärker werdende Zeichen von Größenwahn und andere Wahnvorstellungen erkennen, wie auch aus einigen Stellen im Ecce homo. Das, was die Menschheit bisher ernsthaft erwogen hat, sind nicht einmal Realitäten, blosse Einbildungen, strenger geredet, Lügen aus den schlechten Instinkten kranker, im tiefsten Sinne schädlicher Naturen heraus – alle die Begriffe „Gott“, „Seele“, „Tugend“, „Sünde“, „Jenseits“, „Wahrheit“, „ewiges Leben.“ … Aber man hat die Grösse der menschlichen Natur, ihre „Göttlichkeit“ in ihnen gesucht … Alle Fragen der Politik, der Gesellschafts-Ordnung, der Erziehung sind dadurch bis in Grund und Boden gefälscht, dass man die schädlichsten Menschen für grosse Menschen nahm, – dass man die „kleinen“ Dinge, will sagen die Grundangelegenheiten des Lebens selber verachten lehrte …“. – Ich sage noch ein Wort für die ausgesuchtesten Ohren: was ich eigentlich von der Musik will. Eine starke Mahlzeit ist leichter zu verdauen als eine zu kleine. Nietzsche-Haus Sils Maria. Es liegt vielleicht nicht in meiner Art, viel und vielerlei zu lesen: ein Lesezimmer macht mich krank. Diese Stellen – wie wohl auch einige von Nietzsche selbst wieder verworfene Entwürfe und Varianten, etwa der erwähnte Abschnitt „Kriegserklärung“ – sind offenbar in späteren Jahren im Nietzsche-Archiv vernichtet worden. Geburtstag, dem 15. Eine lange lateinische Abhandlung in einer Nachtwache niederzuschreiben und auch noch abzuschreiben, mit dem Ehrgeiz in der Feder, es meinem Vorbilde Sallust in Strenge und Gedrängtheit nachzutun und einigen Grog von schwerstem Kaliber über mein Latein zu gießen, dies stand schon, als ich Schüler der ehrwürdigen Schulpforta war, durchaus nicht im Widerspruch zu meiner Physiologie, noch vielleicht auch zu der des Sallust – wie sehr auch immer zur ehrwürdigen Schulpforta... Später, gegen die Mitte des Lebens hin, entschied ich mich freilich immer strenger gegen jedwedes »geistige« Getränk: ich, ein Gegner des Vegetariertums aus Erfahrung, ganz wie Richard Wagner, der mich bekehrt hat, weiß nicht ernsthaft genug die unbedingte Enthaltung von Alcoholicis allen geistigeren Naturen anzuraten. –, Mit der Frage der Ernährung ist nächstverwandt die Frage nach Ort und Klima. Danach gibt Nietzsche Anmerkungen und Deutungen zu seinen Schriften, von der Geburt der Tragödie bis zum Fall Wagner und der Götzen-Dämmerung. Das Abwehren, das Nicht-heran-kommen-lassen ist eine Ausgabe – man täusche sich hierüber nicht –, eine zu negativen Zwecken verschwendete Kraft. – Keine Zwischenmahlzeiten, keinen Kaffee: Kaffee verdüstert. Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. Das, worin wir verwandt sind, daß wir tiefer gelitten haben, auch aneinander, als Menschen dieses Jahrhunderts zu leiden vermöchten, wird unsre Namen ewig wieder zusammenbringen; und so gewiß Wagner unter Deutschen bloß ein Mißverständnis ist, so gewiß bin ich's und werde es immer sein. Nietzsche protestiert dann im Kapitel Warum ich so klug bin gegen die bisherigen Religionen und Philosophien, die sich mit vermeintlich großen, tatsächlich aber unwichtigen Fragen beschäftigt und wirklichkeitsfremde Ideale aufgestellt haben. Ich rechne diese angeblich »Ersten« nicht einmal zu den Menschen überhaupt – sie sind für mich Ausschuß der Menschheit, Ausgeburten von Krankheit und rachsüchtigen Instinkten: sie sind lauter unheilvolle, im Grunde unheilbare Unmenschen, die am Leben Rache nehmen... Ich will dazu der Gegensatz sein: mein Vorrecht ist, die höchste Feinheit für alle Zeichen gesunder Instinkte zu haben. Vielleicht, daß an diesem herben Urteil auch der Naumburger Wein[1083] mit schuld ist. Diese »Bildung«, welche von vornherein die Realitäten aus den Augen verlieren lehrt, um durchaus problematischen, sogenannten »idealen« Zielen nachzujagen, zum Beispiel der »klassischen Bildung« – als ob sie nicht von vornherein verurteilt wäre, »klassisch« und »deutsch« in einen Begriff zu einigen! Morgenröte. Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt • – Das Sitzfleisch – ich sagte es schon einmal – die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist. Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen • Wagner war ein Revolutionär – er lief von den Deutschen davon... Als Artist hat man keine Heimat in Europa außer in Paris: die délicatesse in allen fünf Kunstsinnen, die Wagners Kunst voraussetzt, die Finger für nuances, die psychologische[1090] Morbidität, findet sich nur in Paris. Wille zur Macht, Nietzsche-Haus Naumburg • And at the bridge I stood Darauf folgend geht Nietzsche auf Fragen des Stils ein und hebt seine psychologischen Erkenntnisse hervor. Nietzsches rückblickende Selbstbeschreibungen sind von der Forschung teilweise als erstaunlich genau, teilweise wiederum als deutlich stilisiert oder schlicht irrig nachgewiesen worden. ), Friedrich Nietzsche in drei Bänden (Munich 1960). Gesetzt, ich hätte meinen Zarathustra auf einen fremden Namen getauft, zum Beispiel auf den von Richard Wagner, der Scharfsinn von zwei Jahrtausenden hätte nicht ausgereicht, zu erraten, daß der Verfasser von »Menschliches, Allzumenschliches« der Visionär des Zarathustra ist... Hier, wo ich von den Erholungen meines Lebens rede, habe ich ein Wort nötig, um meine Dankbarkeit für das auszudrücken, was mich in ihm bei weitem am tiefsten und herzlichsten erholt hat. – Das habe ich mit Augen gesehn: begabte, reich und frei angelegte Naturen schon in den dreißiger Jahren »zuschanden gelesen«, bloß noch Streichhölzer, die man reiben muß, damit sie Funken – »Gedanken« geben. Perspektivismus • Moralisch ausgedrückt: Nächstenliebe, Leben für andere und anderes kann die Schutzmaßregel zur Erhaltung der härtesten Selbstigkeit sein. Zu Recht. Er antwortet auf einen Reiz (– einen gelesenen Gedanken), wenn er denkt – er reagiert zuletzt bloß noch. (Man sagt, 1866 habe darin eine Wendung hervorgebracht –.) Apollinisch-dionysisch • Jetzt, wo ich die Wirkungen klimatischen und meteorologischen Ursprungs aus langer Übung an mir als an einem sehr feinen und zuverlässigen[1085] Instrumente ablese und bei einer kurzen Reise schon, etwa von Turin nach Mailand, den Wechsel in den Graden der Luftfeuchtigkeit physiologisch bei mir nachrechne, denke ich mit Schrecken an die unheimliche Tatsache, daß mein Leben bis auf die letzten zehn Jahre, die lebensgefährlichen Jahre, immer sich nur in falschen und mir geradezu verbotenen Orten abgespielt hat. Die Vernunft darin ist, daß Defensiv-Ausgaben, selbst noch so kleine, zur Regel, zur Gewohnheit werdend, eine außerordentliche und vollkommen überflüssige Verarmung bedingen. Und damit berühre ich das Meisterstück in der Kunst der Selbsterhaltung – der Selbstsucht... Angenommen nämlich, daß die Aufgabe, die Bestimmung,[1094] das Schicksal der Aufgabe über ein durchschnittliches Maß bedeutend hinausliegt, so würde keine Gefahr größer sein, als sich selbst mit dieser Aufgabe zu Gesicht zu bekommen. Rechnet man gar noch die geradezu viehischen Nachguß-Bedürfnisse der alten, durchaus nicht bloß alten Deutschen dazu, so versteht man auch die Herkunft des deutschen Geistes – aus betrübten Eingeweiden... Der deutsche Geist ist eine Indigestion, er wird mit nichts fertig. Dabei stehen die Themen seines Spätwerks, besonders die Kritik am Christentum und die angekündigte „Umwertung aller Werte“, im Vordergrund. Aber die deutsche Küche überhaupt – was hat sie nicht alles auf dem Gewissen! Warum ich so klug bin, 10. Von dem Augenblick an, wo es einen Klavierauszug des Tristan gab – mein Kompliment, Herr von Bülow! Dionysos-Dithyramben • Der große Dichter schöpft nur aus seiner Realität – bis zu dem Grade, daß er hinterdrein sein Werk nicht mehr aushält... Wenn ich einen Blick in meinen Zarathustra geworfen habe, gehe ich eine halbe Stunde im Zimmer auf und ab, unfähig, über einen unerträglichen Krampf von Schluchzen Herr zu werden. Dies ist ohne allen Zweifel der intimere Verkehr mit Richard Wagner gewesen. In alledem – in der Wahl der Nahrung, von Ort und Klima, von Erholung – gebietet ein Instinkt der Selbsterhaltung, der sich als Instinkt der Selbstverteidigung am unzweideutigsten ausspricht. Jenseits von Gut und Böse. Ich habe nie über Fragen nachgedacht, die keine sind – ich habe mich nicht verschwendet. –. Welträtsel • Warum ich ein Schicksal bin. – Daß ich Pascal nicht lese, sondern liebe, als das lehrreichste Opfer des Christentums, langsam hingemordet, erst leiblich, dann psychologisch, die ganze Logik dieser schauderhaftesten Form unmenschlicher Grausamkeit; daß ich etwas von Montaignes Mutwillen im Geiste, wer weiß? Der Krieg erst hat den Geist in Frankreich »erlöst«... Stendhal, einer der schönsten Zufälle meines Lebens – denn alles, was in ihm Epoche macht, hat der Zufall, niemals eine Empfehlung mir zugetrieben – ist ganz unschätzbar mit seinem vorwegnehmenden Psychologen-Auge, mit seinem Tatsachen-Griff, der an die Nähe des größten Tatsächlichen erinnert (ex ungue Napoleonem –); endlich nicht am wenigsten als ehrlicher Atheist, eine in Frankreich spärliche und fast kaum auffindbare species – Prosper Mérimée in Ehren... Vielleicht bin ich selbst auf Stendhal neidisch? – Ich habe heute noch die gleiche Leutseligkeit gegen jedermann, ich bin selbst voller Auszeichnung für die Niedrigsten: in dem allen ist nicht ein Gran von Hochmut, von geheimer Verachtung. ich so klug bin― reduziert Nietzsche seine sich selbst zugesprochene Virtuosität auf die Faktoren Ernährung, Trank und Klima. Götzen-Dämmerung. Man verliert beim schlimmen Ausgang gar zu leicht den richtigen Blick für das, was man tat: ein Gewissensbiß scheint mir eine Art »böser Blick«. Morgenröthe. Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen, Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, Morgenröte. Dies ist der Ausnahmefall, in welchem ich, gegen meine Regel und Überzeugung, die Partei der »selbstlosen« Triebe nehme: sie arbeiten hier im Dienste der Selbstsucht, Selbstzucht. Man lebt vor ihm, man lebt nach ihm … Der Blitz der Wahrheit traf gerade das, was bisher am Höchsten stand: wer begreift, was da vernichtet wurde, mag zusehn, ob er überhaupt noch Etwas in den Händen hat. In einem sehr agaçanten Klima ist Tee als Anfang unrätlich: man soll eine Stunde vorher eine Tasse dicken entölten Kakaos den Anfang machen lassen. Die fröhliche Wissenschaft • Sklavenmoral • Bereits in den Überschriften lässt sich der beginnende Größenwahn ahnen: Die vier Kapitel lauten: Warum ich so weise bin. Hier gerade muß man anfangen, umzulernen. Jeder hat hier sein Maß, oft zwischen den engsten und delikatesten Grenzen. Also sprach Zarathustra • Der Titel spielt auf zwei klassische Redewendungen an: „ecce homo“ (sehet, welch ein Mensch!) hat laut Bibel Pontius Pilatus über Jesus Christus gesagt. Der animalische vigor ist nie groß genug bei ihm geworden, daß jene ins Geistigste überströmende Freiheit erreicht wird, wo jemand erkennt: das kann ich allein... Eine zur schlechten Gewohnheit gewordne noch so kleine Ein geweide-Trägheit genügt vollständig, um aus einem Genie etwas Mittelmäßiges, etwas »Deutsches« zu machen; das deutsche Klima allein ist ausreichend, um starke und selbst heroisch angelegte Eingeweide zu entmutigen. Vorsicht selbst vor jedem großen Worte, jeder großen Attitüde! Warum ich so klug bin. – Nach dieser Seite hin betrachtet ist mein Leben einfach wundervoll. Anfang November war eine erste Version fertig und wurde seinem Verleger Naumann in Leipzig zugesandt. Nach Nietzsches Zusammenbruch wurde die Drucklegung des Werks abgebrochen; Heinrich Köselitz besorgte sich das Material aus der Druckerei und fertigte im Februar / März 1889 eine Abschrift an. Daß sie eigen, ausgelassen, zärtlich, ein kleines süßes Weib von Niedertracht und Anmut ist... Ich werde nie zulassen, daß ein Deutscher wissen könne, was Musik ist. Als Blaise Pascal stirbt hinterlässt er rund 1000 ungeordnete Zettel, die er in den letzten Jahren vor seinem frühen Tode als Skizze für ein großes Werk zur Verteidigung des christlichen Glaubens angelegt hatte. Ich muß ein Halbjahr zurückrechnen, daß ich mich mit einem Buch in der Hand ertappe. Das Notwendige nicht bloß ertragen, noch weniger verhehlen – aller Idealismus ist Verlogenheit vor dem Notwendigen –, sondern es lieben...[1098]. Warum ich ein Schicksal bin. Wohlan, ich hatte Wagner nötig. Man stelle sich die Orte zusammen, wo es geistreiche Menschen gibt und gab, wo Witz, Raffinement, Bosheit zum Glück gehörten, wo das Genie fast notwendig sich heimisch machte: sie haben alle eine ausgezeichnet trockne Luft. - Warum ich so klug bin, 1. Die Geburt der Tragödie. Wasser tut's... Ich ziehe Orte vor, wo man überall Gelegenheit hat, aus fließenden Brunnen zu schöpfen (Nizza, Turin, Sils); ein kleines Glas läuft mir nach wie ein Hund. Der Titel spielt auf zwei klassische Redewendungen an: „ecce homo“ (sehet, welch ein Mensch!) Der Gelehrte gibt seine ganze Kraft im Ja- und Neinsagen, in der Kritik von bereits Gedachtem ab – er selber denkt nicht mehr... Der Instinkt der Selbstverteidigung ist bei ihm mürbe geworden; im anderen Falle würde er sich gegen Bücher wehren. Die genaue Entstehungsgeschichte des Textes ist recht kompliziert. Nietzsche protestiert dann im Kapitel Warum ich so klug bin gegen die bisherigen Religionen und Philosophien, die sich mit vermeintlich großen, tatsächlich aber unwichtigen Fragen beschäftigt und wirklichkeitsfremde Ideale aufgestellt haben. Idyllen aus Messina • Ich möchte mit diesen Worten meinen näheren Landsmann, den klugen Leopold von Ranke, durchaus nicht unterschätzt haben...). Der Untertitel „Wie man wird, was man ist“ geht auf den Satz Pindars „Werde, der du bist“ (aus den Pythischen Oden) zurück, den Nietzsche schon in früheren Werken zitiert hatte. Die Geburt des tragischen Gedankens • Wenn ich ein andres Wort für Musik suche, so finde ich immer[1092] nur das Wort Venedig. Wenn ich überhaupt von meiner ganzen Kindheit und Jugend keine willkommne Erinnerung habe, so wäre es eine Torheit, hier sogenannte »moralische« Ursachen geltend zu machen – etwa den unbestreitbaren Mangel an zureichender Gesellschaft: denn dieser Mangel besteht heute wie er immer bestand, ohne daß er mich hinderte, heiter und tapfer zu sein. Aber nicht nur. Warum ich so gute Bücher schreibe. Warum ich überhaupt so klug bin? I will give you the German texts with sources, and make English translations. Ich suche umsonst in allen Reichen der Jahrtausende nach einer gleich[1088] süßen und leidenschaftlichen Musik. Unzeitgemäße Betrachtungen • Nur die vollkommne Nichtswürdigkeit unsrer deutschen Bildung[1082] – ihr »Idealismus«- erklärt mir einigermaßen, weshalb ich gerade hier rückständig bis zur Heiligkeit war. Lesen erholt mich eben von meinem Ernste. Sein Imperativ befiehlt nicht nur Nein zu sagen, wo das Ja eine »Selbstlosigkeit« sein würde, sondern auch so wenig als möglich Nein zu sagen. – Und das hieße ja lesen... Auf die Zeiten der Arbeit und Fruchtbarkeit folgt die Zeit der Erholung: heran mit euch, ihr angenehmen, ihr geistreichen, ihr gescheuten Bücher!